Maike: Viki, Du hast ein eigenes Pilates-Studio und leitest bei den Ahoi Mamas den Pilates mit Baby Kurs. Kannst Du mal beschreiben, was der Beckenboden eigentlich genau ist?

Viki: Der Beckenboden ist im Grunde der Verschluss vom Becken nach unten - er sichert die Lage der Organe und die Kontinenz. Nach oben werden die Organe vom Zwerchfell begrenzt, nach unten vom Beckenboden.


Maike: Und was versteht man unter einem “gut funktionierenden Beckenboden”?

Viki: Der Beckenboden ist dann in Balance, wenn die Frau ihn gleichermaßen anspannen und entspannen kann. Das bedeutet, dass seine generelle Spannung weder zu schwach, noch zu stark ist. Zu schwach kann sie beispielsweise nach der Geburt sein, weil der Beckenboden durch die Schwangerschafts- und Stillhormone weich gemacht und unter der Geburt gedehnt wurde. Was viele nicht wissen, ist aber, dass die Spannung auch zu stark sein kann! Zum Beispiel dann, wenn die Frau übermäßig viel in der männlichen Energie unterwegs ist: viel schaffen, viel Hektik, viel “ich muss” und wenig Pausen, wenig Loslassen, wenig Entspannung. Insgesamt braucht der Beckenboden nur 25-30% der Muskelspannung, damit wir aufrecht gehen können und uns stabil fühlen.


Maike: Wie äußert sich denn ein zu angespannter Beckenboden?

Viki: Die Frauen klagen dann über Unterleibsschmerzen. Ein zu verspannter Beckenboden kann zu Vaginismus und Schmerzen beim oder nach dem Sex führen. Außerdem kann er eine Ursache für das Reizdarmsyndrom sein, weil der Beckenboden nicht mehr gezielt angesteuert werden kann. Begleitend kommen häufig Nacken- und Kieferverapannungen vor.


Maike: Und was geschieht, wenn er zu weich ist?

Viki: Dann sind die Hauptsymptome Inkontinenz und das Gefühl, sich mental instabil zu fühlen.


Maike: Was kann man denn nach der Geburt eines Kindes für den Beckenboden tun?

Viki: Wichtig ist, überhaupt erstmal zu wissen, wie es um den eigenen Beckenboden steht, um sein Training dementsprechend anpassen zu können. 4 und 12 Monate nach der Geburt empfiehlt sich ein Beckenboden-Checkup.

In meinen Pilates-Stunden wird der Beckenboden zum Beispiel gar nicht explizit angeleitet, damit er nicht übertrainiert wird. Genau wie im Leben geht es hier auch eher um die Balance aus An- und Entspannung - beim Ausatmen spannt er sich an, beim Einatmen lässt er wieder los. Durch das Training der Rücken- und Bauchmuskeln arbeitet er automatisch mit.


Maike: Gibt es noch etwas, das Dir in Bezug auf dieses Thema wichtig ist?

Viki: Dass die Frauen wieder anfangen, auf sich und ihren Körper zu hören. Beim Stillen z.B. sollten keine Übungen gemacht werden, weil es in dem Moment um das Weichsein geht, also um die weibliche Energie, um das Geben.

Der Beckenboden ist außerdem nicht nur ein Thema von frischgebackene Müttern, sondern von allen Frauen. Gerade in der Menopause wird es nochmal sehr präsent.

Es wäre so schön, wenn jede Frau  mehr über ihren Beckenboden wüsste. Denn er ist unsere Mitte, er gibt uns unsere Stabilität.