Maike: Inga, Du arbeitest seit über 13 Jahren als Kinderkrankenschwester auf der Säuglingsstation. Wieviele Kinder liegen bei Euch und wie alt sind sie?

Inga: Wir können 28 kinder im Alter von 0-2 Jahren aufnehmen. Um die kümmern sich dann pro Schicht 4-5 Schwestern.

Maike: Und was sind so grob die Aufnahmegründe?

Inga: Direkt nach der Geburt ist das eventuell ein hoher Bilirubinwert, also die klassische "Gelbsucht" oder eine Bronchitis mit Sauerstoffbedarf der Kinder. Der RSV-Virus zum Beispiel hat in den letzen Monaten viele kleine Menschen zu uns geführt. Auch unklares Fieber kann ein Grund sein - dann suchen wir mittels Blutentnahme, Urinkontrolle und dem Abhorchen der Lunge nach der Fieberursache, um im Falle eines Bakteriums entsprechend behandeln zu können. Gerade bei den ganz Kleinen sollte man da genau hinsehen. Häufig ist aber einfach ein Virus die Ursache, dann heisst es: Aussitzen und symptomatische Pflege wie z.B. fiebersenkende Medikamente, Flüssigkeit und Schlaf.

Wir haben aber neben den pädiatrischen auch chirurgische Patienten bei uns. Mit Nabel- oder Leistenbruch zum Beispiel. Diese Kinder werden dann gegebenenfalls operiert und postoperativ versorgt.

Maike: Woher können Eltern zu hause denn eigentlich wissen, ob sie mit ihrem Kind ins Krankenhaus gehen sollten?

Inga: Tja, das ist natürlich so pauschal schwer zu sagen. Bei Neugeborenen oder auch kleinen Säuglingen im ersten halben Lebensjahr sollte man die Ursache von Fieber generell heraus finden. Das kann der Kinderarzt tun, der die Kleinen dann zur genaueren Diagnostik gegebenenfalls zu uns weiter schickt. Wenn der Kinderarzt z.B. am Wochenende geschlossen hat, können die Eltern selbstverständlich auch direkt zu uns kommen. Vor allem, wenn das Kind sehr schnell oder angestrengt atmet. Dann messen wir die Sauerstoffsättigung im Blut und stellen fest, ob das Kind Sauerstoffbedarf hat. Oder auch dann, wenn das Kind nicht mehr trinkt und trockene Windeln hat, weil es nicht mehr pieschert. Das kann in Kombination mit Fieber zur Austrocknung führen. Die Kinder bekommen bei uns dann Infusionen.

Maike: Für die Eltern ist es sicherlich schwierig, wenn all die Maßnahmen durchgeführt werden müssen - pieksen, Sauerstoffmaske und co.

Inga: Ja, das ist nicht einfach. Aber wir machen das jeden Tag, wir kennen uns aus, Das beruhigt die Eltern. Außerdem hat jedes Kind bei uns ein Einzelzimmer, in dem es sich danach mit Mama oder Papa ausruhen kann. Das war früher anders, da lagen mehrere Kinder mit ihren Eltern in einem Zimmer. Das finde ich jetzt viel besser so.

Maike: Gibt es noch etwas, das Dir wichtig ist, zu sagen?

Inga: Ja, dass die Eltern auf ihr Gefühl hören dürfen und sich nicht schlecht fühlen sollen, wenn sie mal "umsonst" zu uns gekommen sind. Da ist wirklich niemand böse!

Und ich möchte noch sagen, dass es gerade im Krankenhaus und im Umgang mit dem kranken Kind noch etwas gibt, das super wertvoll ist: Geduld. Nicht alles geht sofort, nicht alles heilt sofort. Manches braucht einfach ein bisschen mehr Zeit.